Eine gute Information – so ein Bonmot von Julian Nasiri – bedeutet nicht nur einen Schritt weiter kommen, sondern schon den halben Weg hinter sich haben.
Gute – im Sinne von zutreffende – Informationen tragen über verschiedene Wirkungszusammenhänge zum Erfolg von Organisationen bei – über ihre
- direkte Steuerungsfunktion wie im letzten Beitrag beschrieben
- Einfluss auf Sozialkonstrukte, speziell Vertrauen
Es geht also auch um die mittelbare Wirkung von Ehrlichkeit.
Mechanismen
Korrelationsstudien analysieren Zusammenhänge zwischen unabhängigen Variablen, z.B. Einstellungen, und abhängigen, z.B. Verhaltensvariablen. Es geht also um die Frage: Wie bewerten wir Situationen oder Personen – und welches Verhalten zieht diese Bewertung nach sich?
Die Forschung hat verhaltensrelevante Einstellungen zum Führungsverhalten in einem Konstrukt „Vertrauen“ zusammengefasst. Der Zusammenhang kann vereinfacht wie folgt dargestellt werden:
Der Zusammenhang zwischen Vertrauen, Verhalten und Erfolg lässt sich auch in plausiblen Ursache-Wirkungs-Ketten nachvollziehen. Vertrauen reduziert Komplexität. Wenn wir uns auf Aussagen verlassen können, können wir bestimmte Handlungsoptionen ausschließen. Ausschluss von Handlungsoptionen heißt aber gleichzeitig: Senkung der Transaktionskosten.
Untersuchungen der Vertrauensforschung
Die zahlreichen empirischen Untersuchungen der Vertrauensforschung haben zu eindeutigen Ergebnissen geführt: Bei Restaurants wurde der Zusammenhang zwischen Vertrauen in die Leitung und den Unternehmenserfolg untersucht. Das Ergebnis zeigte einen signifikanten Zusammenhang zwischen Vertrauen einerseits und Umsätzen, Geschäftsergebnissen und Mitarbeiterfluktuation auf der anderen Seite.
Ergebnisse einer Untersuchung zu den Erfolgsfaktoren in Hotels gehen in die gleiche Richtung. Und auch auf anderen Gebieten ist ein Zusammenhang zwischen Vertrauen und Teamerfolg eindrucksvoll belegt: In einer Untersuchung amerikanischer Basketball-Mannschaften wurde das Vertrauen in den Cheftrainer als Erfolgsfaktor untersucht – mit signifikanten Ergebnissen, die einen Zusammenhang bestätigen.
Empfundene Ehrlichkeit der Führungsebene hat in zahlreichen Studien der Vertrauensforschung einen besonderen Stellenwert. Sie zählt zu den wichtigsten Faktoren für die empfundene Integrität der Führung. Glaubwürdigkeit zählt: In einer Befragung von 75.000 Personen konnten Kouzes/Posner Glaubwürdigkeit als das wichtigste Merkmal für Folgebereitschaft herausfiltern – noch vor Vorausschau, Inspiration und Kompetenz (Kouzes/Posner 1987).
Kurzum: Zumindest im Rahmen der Vertrauensforschung gibt es eine nachgewiesene Wahrhaftigkeitsdividende. Ein mittelbarer und maßgeblicher Effekt kann damit als wissenschaftlich nachgewiesen gelten. Anders ist es mit den oben zunächst angesprochenen direkten Wahrhaftigkeitseffekten. Für einen direkten messbaren Beitrag von Wahrhaftigkeit zur Steuerungsfähigkeit und den Erfolg von Unternehmen habe ich leider bislang keine Belege anführen können.
Mit diesem Beitrag schließe ich meine Serie Wahrhaftigkeitsdividende zunächst ab. Durchaus möchte ich aber den einen oder anderen Aspekt in separaten Folgebeiträgen vertiefen.